Risiko für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen durch parkende Kfz

DARMSTADT Radwege wie beispielsweise in der Rüdesheimer Straße oder auch im südlichen Donnersbergring weisen im aktuellen Zustand große Sicherheitsdefizite auf. Dort wird seit Jahren ein regelwidriges Parken im Grünstreifen geduldet und damit ein hohes Risiko für Radfahrende in Kauf genommen. Kinder sind auf diesen Strecken besonders gefährdet, da sie auf die Nutzung der Bordsteinradwege angewiesen sind und für sie die Fahrbahn keine Alternative ist.

Florian Albert vom Radentscheid Darmstadt gibt zu bedenken: „Weder zu den parkenden Kfz noch zur Fahrbahn hin sind vorgeschriebene Sicherheitsabstände vorhanden. Öffnet auf diesen Strecken ein Autofahrer unachtsam die Tür, sind Radfahrende gleich zweifach gefährdet. Auf der rechten Seite durch die sich öffnende Autotür (sogenanntes Dooring) und auf der linken Seite durch den Bordstein und den fließenden Verkehr.“ Die Unfallbilanz der Rüdesheimer Straße ist zudem besorgniserregend. So sind in den letzten drei Jahren drei Radfahrende durch Dooring-Unfälle zu Schaden gekommen.

Die Verkehrsforschung ist eindeutig: Diese Zustände sind aus Sicht der Verkehrssicherheit nicht hinnehmbar. Das Wohl der Verkehrsteilnehmer hat auch nach Straßenverkehrsordnung vor den Belangen des ruhenden Verkehrs Vorrang.

Der Radentscheid Darmstadt fordert die Stadt Darmstadt auf, den risikoreichen Zustand in der Rüdesheimer Straße, dem Donnersbergring und in Straßen mit ähnlichen Konstellationen zu beheben und illegales Parken von Kfz wirksam zu verhindern und/oder die von der Verkehrsforschung geforderten Maßnahmen unverzüglich umzusetzen, um weitere Unfälle zu verhindern.

Die Unfallforschung hat in einer Studie festgestellt, dass der sogenannte ruhende Verkehr ein hohes Risiko für Radfahrende ist. Bei jedem fünften innerörtlichen Unfall mit Personenschaden, mit Fuß- oder Radverkehrsbeteiligung, sind parkende Autos ursächlich. Dabei sind Unfälle durch Sichtbehinderungen, durch Ausparkvorgänge und durch unachtsam geöffnete Autotüren die häufigsten Unfallursachen. Gerade letztere Unfallkonstellation hat für Radfahrende meist schwere Verletzungen zur Folge. 2022 ist in Frankfurt eine Radfahrerin durch einen Dooringunfall ums Leben gekommen.

Timm Schwendy vom Radentscheid hierzu: „Die Verkehrsforschung fordert seit Jahrzehnten die Kommunen auf, diese bekannten Risiken durch Parkraumbewirtschaftungen, Markierungsmaßnahmen und bauliche Lösungen zu entschärfen. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) stellt fest, dass die Kommunen in dieser Hinsicht zu wenig tun, um das Unfallrisiko für Radfahrende zu verringern.“

Zur Verhinderung von Dooring-Unfällen ist zwischen Parkständen und Radwegen ein mindestens 75 cm breiter Sicherheitsabstand einzuhalten. Berücksichtigt man die Türlängen aktueller Fahrzeuge, ist dieses Maß für die Praxis meist zu gering.

Dieser Sicherheitsabstand wird in der Stadt Darmstadt auf 19 km aller Strecken mit baulichen oder markierten Radwegen unterschritten. Das entspricht 19,4 % aller Straßen mit Radverkehrsführungen (Streckenlänge: 98 km).

In einigen Fällen ist das Parken abweichend von den Regelwerken sogar angeordnet, entweder auf der rechten oder linken Seite des Radwegs. So z.B. in der Bismarckstraße, in der 2015 der markierte Angebotsstreifen mit zu geringem Sicherheitsabstand angeordnet wurde oder in der Berliner Allee, in der ohne Abstand links des Radwegs dauerhaft geparkt werden darf. In anderen Fällen wird ein regelwidriges Parken geduldet. In allen Konstellationen wird ein hohes Verletzungsrisiko für Radfahrende in Kauf genommen. Es besteht akuter Handlungsbedarf.