Wahlprüfsteine 2023

Am Sonntag, 2. April findet die Stichwahl zum Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt statt. Die Wahl entscheidet auch, wie es mit der Verkehrswende weitergeht. Bitte geh am Sonntag zur Wahl. Du kannst auch jetzt schon direkt im Bürgeramt wählen oder dort deine Briefwahlunterlagen mitnehmen. Wenn du noch unsicher bist, wer die bessere Entscheidung ist, hilft dir der folgende Text weiter. Die in Darmstadt notwendige Verkehrswende ist der Grund, warum sich der Radentscheid als unabhängige Gruppe gegründet hat. Von Anfang an setzen wir uns konsequent für die Verbesserung der Rad- und Fußwege und die und die Vision Zero (alle kommen an, niemand kommt um) ein. Besonders Radfahrende und Zufußgehende sind Gefahren ausgesetzt, was die traurige Zahl von tödlichen Unfällen in den letzten Jahren belegt.

Wir haben die beiden verbliebenen Kandidaten, Herrn Kolmer (GRÜNE) und Herrn Benz (SPD), zu acht Themen befragt, um im direkten Vergleich zu sehen, wer sich für die Verkehrswende stark machen will.

Zur Auswertung

Kidical Mass 2023

Siebenmal lädt der Radentscheid Darmstadt in diesem Jahr zur familienfreundlichen „Kidical Mass“ ein. Die beliebte Fahrraddemonstration für Klein und Groß möchte erreichen, dass sich Kinder sicher und selbstständiger auf dem Fahrrad durch die Stadt bewegen können. Die Aktion gibt es bundesweit; die Idee dahinter: Mit den gemeinsamen Ausfahrten zeigen Radler:innen Präsenz auf der Straße und lenken die Aufmerksamkeit auf den notwendigen weiteren Ausbau des Radverkehrsnetzes.

Plakat für die Kidical-Mass-Season 2023

Da gibt es in den Augen der Veranstalter:innen auch in Darmstadt noch viel Handlungsbedarf. Donald Hahn koordiniert seit letztem Jahr für den Radentscheid die hiesige Kidical Mass und sagt: „Uns vom Radentscheid macht es viel Freude, diese Events zu veranstalten; alle, die mitfahren, haben immer viel Spaß. Trotzdem bleibt der Anlass ernst: Die Stadt muss mehr tun, um das Radfahren vor allem für Kinder sicherer und attraktiver zu machen.“In diesem Jahr finden die gemeinsamen Rundfahrten mit polizeilicher Begleitung an folgenden Sonntagen statt: 16.04., 07.05., 21.05., 18.06., 16.07., 20.08. und 24.09. Mit Ausnahme vom 07.05 und 24.09 ist dies immer der dritte Sonntag im Monat. Die Rundfahrten am 07.05. und 20.08. starten am Ludwigsplatz, alle anderen am Friedensplatz. Zur Rundfahrt trifft man sich jeweils ab 15:30 Uhr, ab 16 Uhr geht es in kindgerechtem Tempo mit Polizeibegleitung auf eine wechselnde fünf bis sieben Kilometer lange Runde durch die Straßen von Darmstadt. „Von Klein bis Groß, vom Laufrad bis Lastenrad sind alle herzlich eingeladen, mitzufahren und gemeinsam für eine fahrradfreundlichere Stadt Flagge zu zeigen.“ so Juri Pelzer, Unterstützer des Radentscheid Darmstadt.

Am 07.05., einem der beiden bundesweiten Kidical-Mass-Aktionswochenenden, lädt der Radentscheid Darmstadt ein, das fünfjährige Bestehen der Kidical Mass Darmstadt auf dem Ludwigsplatz zu feiern. Aus diesem Anlass wird auch das rotzfreche Spielmobil nach der Rundfahrt auf dem Ludwigsplatz sein.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 hat sich die Kidical Mass Darmstadt zu einer beliebten Veranstaltung für Familien in der Region entwickelt. Der Radentscheid Darmstadt freut sich darauf, euch bei den kommenden Terminen begrüßen zu dürfen und gemeinsam für eine fahrradfreundlichere Stadt ein Zeichen zu setzen.

Mahnwache für von LKW getötete Radfahrerin

Am Freitag versammelten sich von 18:00 bis 18:30 Uhr rund 200 Personen zum Andenken an die nur 30 Jahre alte Frau an der Unfallstelle Kreuzung Bleich- und Kasinostraße.

Der Radentscheid Darmstadt hatte zur Mahnwache an dem Ort aufgerufen, wo am Mittwochmorgen, den 15. März 2023, die Frau ihren schweren Verletzungen erlegen war. Ein LKW hatte sie überfahren. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Angehörigen, der Familie und den Freundinnen und Freunden der jungen Frau. Am Unfallort haben wir ein Ghostbike als Mahnmal aufgestellt.

Mahnwache am Freitag, 17. März

Heute starb eine Radlerin auf der Kreuzung Kasinostraße/Bleichstraße. Sie wurde 30 Jahre alt. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Hinterbliebenen.

Am Freitag, 17. März 2023 treffen wir uns um 18:00 Uhr zu einer Mahnwache an der Unfallstelle.

Kidical Mass 2021

Sonntag, 19. September 2021 | 15:30 Uhr | Karolinenplatz

Wer ist dabei? Wir radeln wieder für gute Radwege, auch für Kinder!Ausgehend vom Karolinenplatz fahren wir in gemächlichem Tempo eine Strecke von ca. 5 Kilometern quer durch Darmstadts Innenstadt. Kinder sind herzlich eingeladen, ihre Eltern und Großeltern mitzubringen. Am Ende lassen wir den Tag am Aktivspielplatz im Herrngarten ausklingen.

Die Versammlungsbehörde hat eine Auflage zur Hygiene erlassen: Die Versammlungsteilnehmer tragen eine medizinische Maske. Das gilt nicht für Kinder unter 6 Jahren oder Personen, die aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder Behinderung keine medizinische Maske tragen können. Ein entsprechendes Attest ist mitzuführen und auf Verlangen vorzuzeigen.

Die Veranstaltung ist Teil der bundesweiten Aktion Kinder aufs Rad. An diesem Wochenende demonstrieren wir in rund 140 Orten und mit 200 lokalen Aktionen.

Poster zur Kidical Mass 2021 in Darmstadt

Viel erreicht, viel zu tun!

Darmstadt verbessert viele Wege und macht die Straßen zum Radfahren 🚴‍♀️🚴‍♂️ deutlich sicherer und angenehmer. Das haben wir über ✍️ 11.000 Unterschriften, einem engagierten Team im Radentscheid und natürlich auch der 🏢 Stadtverwaltung zu verdanken, die auf unseren Druck hin neue Ziele, mehr Personal und ein 💶 größeres Budget durch die Politik bekommen hat.

Ein Plan von 34 Maßnahmen wurde beschlossen und 11 sind in Umsetzung/schon fertig. Darunter Abschnitte für den Radschnellweg nach Frankfurt, Verbesserungen auf der Heidelberger Straße, Landgraf-Georg-Straße, Teichhausstraße und dem Cityring. Es liegt aber auch noch ein ordentlicher Weg vor uns. Wie bleiben dran!

Was gefällt euch an den Verbesserungen? Schreibt es an die 📧 oberbuergermeister@darmstadt.de, damit wir mit Rückenwind den Rest angehen. ♥️🚲

Im aktuellen Echo-Artikel [€] gibt es eine Karte und Zahlen zum Modal Split. Aktuell legen wir mehr als 22 % aller Wege mir dem Fahrrad zurück. Bei 3,2 Wegen die man am Tag macht, entfallen so ca. 114 000 Fahrten in Darmstadt auf das Rad. Im Landesdurchschnitt sind es 8 %.

Im Blog von Darmstadt fährt Rad gibt es genaue Zahlen, Statistiken und Karten zum aktuellen Stand.

Umgestaltung Dieburger Straße ist Kompromiss

DARMSTADT Für den Radentscheid Darmstadt stellt die aktuelle Planung für die Dieburger Straße bereits einen Kompromiss dar. Für eine vorbildliche und sichere Führung des Radverkehrs wäre es erforderlich, dass alle Parkplätze entfallen oder auf dem umgeplanten Abschnitt Tempo 30 angeordnet wird.

In den letzten Tagen sorgt die Planung für eine Neuordnung der westlichen Dieburger Straße für Aufregung, weil dadurch ca. 50% der vorhandenen Parkplätze entfallen würden.

Die Dieburger Straße ist eine wichtige Fahrrad-Alltagsverbindung zwischen den östlichen Stadtteilen und dem Stadtzentrum, und eine wichtige Freizeit-Fahrradroute, welche Ziele wie das Gelände am Oberwaldhaus und die Grube Prinz von Hessen anbindet.

Die Stadt Darmstadt hat 2019 mit der Radstrategie beschlossen, alle Hauptstraßen mit einer Mindestausstattung an Radverkehrsanlagen zu versehen. Darüber hinaus will die Stadt ein Qualitätsnetz mit baulich getrennten Radwegen einrichten, auf denen auch Kinder, Senioren und Anfänger sicher Radfahren können. Die Anlage einer solchen, der Radstrategie der Stadt Darmstadt entsprechenden, Qualitätsroute auf der Dieburger Straße wäre möglich.

„Da Radfahrende momentan auf dem aktuellen Angebotsstreifen aufgrund der fehlenden Sicherheitstrennstreifen einem Unfallrisiko durch Dooring (Unfälle durch sich öffnende Autotüren) ausgesetzt sind, und der vorhandene Angebotsstreifen nach aktuellen Maßstäben unzulässig ist, akzeptieren wir die zur Diskussion stehende Planung als schmerzhaften Kompromiss“, erklärt Timm Schwendy von der Initiative Radentscheid.

Zukunftsweisend und den Klimazielen der Stadt Darmstadt entsprechend wäre eine baulich getrennte Radroute, die vor allem unsichereren Radfahrenden Sicherheit vermitteln würde. Auf Angebotsstreifen an Straßen, auf denen Tempo 50 gilt, fühlt sich die Mehrheit der Radfahrenden gefährdet. Daher werden diese Routen nur von erfahrenen Radfahrenden genutzt.

Darüber hinaus weist der Radentscheid darauf hin, dass bei der vorgeschlagenen Maßnahme immer noch risikoreiche Stellen bestehen bleiben werden. So ist die Sicht aus einigen Grundstückszufahrten nicht ausreichend, um herannahende Radfahrende bzw. Kfz zu sehen. Bis dicht an die Zufahrten heran geführte Parkplätze versperren die Sicht der Autofahrer*innen, die aus den Zufahrten auf die Fahrbahn einbiegen. Gemäß den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt) sind an Kreuzungen und Einmündungen in Abhängigkeit von der angeordneten Geschwindigkeit die Sichtfelder auf bevorrechtigte Fahrzeuge entsprechend freizuhalten. Bei den heute angeordneten 50 km/h werden die entsprechenden Sichtlängen an den Grundstückszufahrten nicht eingehalten.

Die vorgeschriebenen Sichtachsen reduzieren sich bei Tempo 30 um mehr als die Hälfte. Die Planung ist dahingehend zu überprüfen, ob ein allgemeines Tempolimit die Problemstellen entschärfen kann oder ob weitere Parkplätze aus Sicht der Verkehrssicherheit entfallen müssen.

Ein weiteres Problem der aktuellen Straßenraumaufteilung wird durch die geplante Neuaufteilung ebenfalls nicht gelöst. Die verbleibende Restfahrbahn für den Kfz-Verkehr ist mit 4,7 m bis 5,4 m immer noch so bemessen, dass Kfz beim Überholen von Radfahrenden nur dann den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5m einhalten können, wenn sie so weit in die Gegenfahrbahn ausweichen, dass ein Überholen bei gleichzeitigem Gegenverkehr praktisch ausgeschlossen ist. Weil die Markierungen ein Nebeneinander von “Radweg” und Fahrbahn suggerieren, wird In der Praxis dadurch häufig illegal, d.h. mit Unterschreiten des Sicherheitsmindestabstandes überholt. Auch hier würde ein Tempolimit von 30 km/h deutlich zur Entschärfung beitragen.

Fazit

Der Radentscheid Darmstadt akzeptiert die vorgeschlagene Planung, da sie die aktuell ungenügende Situation verbessert, unterstützt sie aber aus o.g. Gründen nicht. Um eine befriedigende bis gute Lösung zu erreichen, müssten deutlich mehr Parkplätze entfallen (Sichtlängen an Einmündungen / geschützte Führung). Der Radentscheid schlägt vor, die aktuelle Planung unverändert umzusetzen, und zusätzlich auf der Dieburger Strasse Tempo 30 anzuordnen. Hierdurch würden die o.g. Mängel der Planung ausgeglichen. Dies hätte auch den Vorteil, dass, ein Maximum an Parkplätzen für die Anwohner erhalten werden kann und gleichzeitig die Wohnsituation in der Dieburger Straße durch Minderung von Verkehrslärm und Emissionen verbessert wird.

Für Abstriche zu Lasten des Radverkehrs an der aktuellen Planung sieht der Radentscheid keinerlei Spielraum.


Sichtbeziehungen an Einmündungen und Zufahrten

Planungsausschnitt Stadt Darmstadt – Beispiel einer Einmündung mit der Straße Am Löwentor, mit dargestellter Sicht eines/r einbiegenden Autofahrer*in in die Dieburger Straße auf den bevorrechtigten Rad- und Autoverkehr

Planungsausschnitt Stadt Darmstadt – Beispiel einer Grundstückzufahrt, mit dargestellten mangelhaften Sichtbeziehungen.

Danke für 2020! Ein Jahresrückblick

2020 war ein bewegendes Jahr für den Radentscheid Darmstadt. Wir haben die Verkehrswende in Darmstadt unter Pandemiebedingungen weiter energisch vorangetrieben. 2020 stand ganz im Zeichen der Umsetzung unserer 2019 erstrittenen Radstrategie und stellte uns bei Aktionen vor die Herausforderung, ohne Infektionsrisiko zu demonstrieren. Wir setzten unseren Weg fort, der mit der Unterschriftensammlung im Jahr 2018 als dritter Radentscheid in Deutschland begonnen hat. Wir wissen über 11.282 Menschen hinter uns und sind seitdem im ständigen Austausch mit Stadt und Öffentlichkeit.

Die Landgraf-Georg-Straße hat 2020 einen breiten Radfahrstreifen erhalten, hier führt der Streifen hinter einem Überliegerplatz für Busse vorbei

Ein Großprojekt war die Landgraf-Georg-Straße, die aus der Innenstadt nach Osten führt. Die Stadt gestaltete die Verkehrssituation mit einem 2,40 m breiten und geschützten Radfahrstreifen dauerhaft um. Der Fußverkehr erhielt den alten 1,50 m breiten Radweg zusätzlich zum Gehweg.

Demonstration mit Maske und Abstand für einen geschützten Radweg auf dem Cityring

Nicht nur Unfallgefahren, auch Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus lassen sich mit mehr Abstand zu Radfahrenden eindämmen. Wir demonstrierten mit Masken und viel Abstand und zeigten bei drei Aktionen, wie einfach auf einer ungemütlichen Hauptstraße mehr Platz für sicheres Radfahren entsteht. Damit hatten wir Erfolg! Die Stadt legte ein Programm von Verkehrsversuchen auf. Mehrere Straßen erhielten mit gelben Markierungen und Leitschwellen in kurzer Zeit breite und geschützte Radfahrstreifen.

Verkehrsversuch setzt geschützten Radweg auf dem Cityring seit Ende 2020 um

Endlich hat der Cityring (Zeughausstraße/Bleichstraße), die Neckarstraße/Heidelberger Straße und die Kreuzung am Roßdörfer Platz eine geschützte Führung für den Radverkehr. Weitere Projekte folgen. Zusammen mit dem ADFC, der Stadt und der städtischen Verkehrsgesellschaft HEAG mobilo haben wir Werbung für unsere Kampagne zu mindestens 1,5 m Überholabstand auf den Stadtbussen angebracht.

Kampagne für mindestens 1,5 m Abstand beim Überholen auf den städtischen Bussen

Obendrein hat das Stadtparlament 2020 noch 34 große Maßnahmen als Arbeitsprogramm der Verwaltung für die nächsten Jahre beschlossen und die Umsetzung läuft bereits. Am Ende ist klar: Zivilgesellschaftliches Engagement lohnt sich und führt zu konstruktiven Lösungen, um null Verkehrstote und ein zukunftsfähiges Verkehrssystem zu erreichen, das alle sozialen Schichten einbindet und sich dabei langfristig klimaneutral abwickeln lässt.

Wir sagen Danke an alle, die an den Projekten mitgewirkt haben und starten motiviert in 2021. Es bleibt viel zu tun!