Radentscheid Darmstadt ordnet Stellungnahme von Stadtrat Wandrey ein

DARMSTADT Die Bürgerinitiative Radentscheid Darmstadt hat für Mittwoch, 18. September 2024 eine Versammlung auf der Kasinostraße in Darmstadt ab 17:30 Uhr angemeldet. Eine entsprechende Pressemitteilung wurde bereits versendet. Dazu äußerte sich der Ordnungs- und Mobilitätsdezernent Wandrey.

„Herr Wandrey sieht in der Aktion eine Provokation. Es ist jedoch richtig, dass ein Verkehrsversuch seit zwei Jahren durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossene Sache ist. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie eine erneute Erinnerung an diesen Beschluss eine Provokation sein kann. Vielmehr möchte Herr Wandrey von seiner politischen Verantwortung für die unterbliebene Umsetzung der Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung ablenken“, unterstreicht Juri Pelzer vom Radentscheid.

Bei dem letzten Treffen der Spitzen von Stadt und Radentscheid am 17.06.2024 sagte Herr Wandrey eine zeitnahe Rückmeldung zum ausstehenden Verkehrsversuch zu. Auch auf unsere Erinnerung vom 09.07.2024 erfolgte keine inhaltliche Rückmeldung durch sein Büro. „Uns nach mehrfacher Nachfrage zum Thema jetzt darauf zu verweisen, man sei ‚offen für konstruktive Vorschläge‘, zeichnet ein falsches Bild der Sachlage“, erläutert Florian Albert vom Radentscheid, „zumal sich Herr Wandrey auch in seiner Pressemitteilung wiederum nicht inhaltlich zum Sachverhalt einlässt.“ Das Angebot zu einem konstruktiven Dialog von Seiten des Radentscheids wurde im konkreten Fall von Dezernent Wandrey leider nicht angenommen. Der Radentscheid würde sich nach wie vor sehr über einen konstruktiven Dialog in der Sache freuen.

„Herr Wandrey sorgt sich weiterhin um den Feierabendverkehr. Für ihn scheinen nur Kraftfahrzeuge im Feierabendverkehr eine Rolle zu spielen, die Sicherheit des Radverkehrs soll dahinter zurückstehen. Eine angespannte Verkehrslage sehen wir insbesondere für den Radverkehr auf der Strecke, weil es aktuell keine ausreichend gesicherte Führung gibt“, stellt David Grünewald vom Radentscheid abschließend klar.

Die Initiative Radentscheid Darmstadt wird während der Versammlung temporär einen geschützten Radweg auf der Kasinostraße zwischen Rhein- und Bismarckstraße einrichten, der die Sicherheit des Radverkehrs gewährleistet.

Die Initiative Radentscheid Darmstadt weist darauf hin, dass die Versammlungsfreiheit ein wichtiges und hohes Rechtsgut in der Demokratie ist. Herr Wandrey füllt eine Doppelfunktion als Ordnungs- und als Mobilitätsdezernent aus und ist auf beiden Feldern für einen fairen Umgang miteinander verantwortlich:

„Herr Wandrey erweckt jedoch den Eindruck, eine Versammlung unter freiem Himmel stünde unter dem Vorbehalt seiner Genehmigung. Dem ist nicht so. Es gilt unverändert § 13 des hessischen Versammlungsfreiheitsgesetzes, wonach keine Erlaubnis erforderlich ist“, stellt Florian Albert als Versammlungsleiter klar.

Die Polizei wird die Versammlung absichern.

Hinweis für Pressevertreter*innen 

Pressevertreter*innen sind herzlich eingeladen, den Aufbau des temporären Radwegs und die Wirkung vor Ort zu begleiten.

Pressekontakt

Radentscheid Darmstadt

Florian Albert
0170 2973847
florian@radentscheid-darmstadt.de

David Grünewald
0151 22823553
david@radentscheid-darmstadt.de

Radentscheid Darmstadt mahnt mit einer Demonstration in der Kasinostraße die Umsetzung eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung aus dem September 2022 an

DARMSTADT  Die Initiative Radentscheid Darmstadt richtet einen temporären Radweg auf der Kasinostraße zwischen Rhein- und Bismarckstraße ein.

Impression der Aktion im August 2020 auf der Kasionstraße

Bereits im September 2022 hatte die Stadtverordnetenversammlung mit der Zustimmung aller demokratischen Parteien beschlossen, einen geschützten Radstreifen als Verkehrsversuch in der Kasinostraße zwischen Rhein- und Julius-Reiber-Straße einzurichten. Da die Umsetzung dieses Verkehrsversuchs bis heute nicht in Sicht ist, nimmt der Radentscheid die Sache jetzt selbst in die Hand und richtet am Mittwoch, den 18.09. zwischen 17:30 und 18:15 Uhr eine Popup-Bikelane im betreffenden Abschnitt der Kasinostraße ein.

„Mit unserer Aktion wollen wir den Dezernenten dazu auffordern, kurzfristig den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung umzusetzen“, sagt David Grünewald vom Radentscheid.

„Angesichts der Tatsache, dass die Radverkehrsführung in der gesamten Kasinostraße nicht regelkonform ist und schon lange hätte angepasst werden müssen, ist die Verzögerung dieses Verkehrsversuchs ein Skandal“, merkt Juri Pelzer vom Radentscheid an.

Das Mobilitätsamt selbst hat bereits im Jahr 2021 eingeräumt, dass die Radverkehrsführung in der Kasinostraße nicht regelwerkskonform ist und eine Planung für eine regelwerkskonforme Radverkehrsführung für den Herbst 2021 in Aussicht gestellt. Dass jetzt drei Jahre später nicht mal das erste Teilstück als Verkehrsversuch umgesetzt wurde, ist ein Politikversagen. Der Radentscheid fordert Oberbürgermeister Hanno Benz dazu auf, sich dafür einzusetzen, den auch mit den Stimmen der SPD Fraktion beschlossenen Verkehrsversuch unverzüglich auf die Straße zu bringen. 

Florian Albert, ebenfalls vom Radentscheid ergänzt: „Es ist essentiell, dass die in den vergangenen Jahren entstandenen geschützten Radstreifen zu einem geschlossenen Netz ergänzt werden. Nur wenn auch schwächere Radfahrende (Kinder, Ungeübte und Senioren) sicher und direkt ihre Ziele erreichen können, wird sich nennenswert Verkehr auf das Rad verlagern und sich letztlich auch ein positiver Effekt für den verbleibenden Kfz-Verkehr einstellen.” „Dies zeigen Erfahrungen aus zahlreichen anderen Städten“, erläutert Albert.

Unverständlich ist das zögerliche Vorgehen der Stadt auch vor dem Hintergrund der überregionalen Radverkehrsplanung, da die Nord-Süd-Achse Heidelberger-, Kasino-, und Frankfurter Landstraße als Teil des Radschnellweges bereits beschlossen und in Teilen auch umgesetzt ist.

Hinweis für Pressevertreter*innen 

Pressevertreter*innen sind herzlich eingeladen, den Aufbau des temporären Radwegs und die Wirkung vor Ort zu begleiten.

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Florian Albert
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Gemeinsam für die Verkehrswende

Gemeinsame Presseerklärung des FUSS e.V. – Ortsgruppe Darmstadt, des ADFC Darmstadt-Dieburg, des VCD Kreisverband Darmstadt-Dieburg e.V., des CBF-Darmstadt e.V. und des Radentscheids

Darmstadt, 17.05.2024

Im Echoartikel vom 08.05. sowie dem zugehörigen Kommentar zum Ausbautempo der Darmstädter Fahrradinfrastruktur entsteht  zum wiederholten Mal der Eindruck, der Ausbau der Radinfrastruktur stocke vor allem aufgrund schwieriger Abstimmungsprozesse und Meinungsverschiedenheiten zwischen Rad- und Fußverkehrsverbänden sowie dem Behindertenbeauftragten der Stadt (Club Behinderter und ihrer Freunde e.V. (CBF)). Dem widersprechen ADFC, Radentscheid, Fuss e.V., VCD und der CBF entschieden. Florian Albert vom Radentscheid erläutert hierzu: “In der Radstrategie der Stadt Darmstadt wird unter den Punkten A4, B1 und B2 explizit darauf hingewiesen, dass die „Förderung des Radverkehrs keine Nachteile für den Fußverkehr haben darf, dieser Punkt ist uns sehr wichtig und wurde aktiv von uns in die Radstrategie eingebracht.” Die Kommunikation zwischen den Verbänden und mit dem CBF läuft gut und wir arbeiten konstruktiv und lösungsorientiert zusammen. Damit sich die Situation für den Fußverkehr verbessert, müssen aber Flächen neu verteilt werden, der Autoverkehr, besonders der ruhende, muss Platz abgeben.” erklärt Katalin Saary von Fuß e.V. .

Als Beispiel für die schwierigen Abstimmungsprozesse zwischen den Verbänden wird in dem Echokommentar die holländische Kreuzung / SQUADA angeführt. „Wir haben uns verständigt und es macht wenig Sinn, das Projekt nochmal und nochmal zu überdenken. Je schneller wir starten, desto früher stehen uns die Ergebnisse für weitere Betrachtungen und Verbesserungen zur Verfügung“, erläutert Klaus Görgen vom ADFC Darmstadt Dieburg und verweist auf die gemeinsame Pressemitteilung der Verbände vom 25.10.23.

Herrn Müller vom CBF war es von Anfang an wichtig, dass mit dem SQUADA-Versuch keine Verkehrszustände erzeugt werden, die für Menschen mit Behinderungen – aber auch für alle anderen schwächeren Verkehrsteilnehmer – gefährlich sind. Schließlich steht SQUADA für: „Sicheres Queren für Alle in DArmstadt.“

Der Radentscheid hat darum einen externen Fachmann für Blindenmobilität hinzugezogen und gemeinsam mit dem CBF  eine Variante identifiziert, die für alle Verbände zustimmungsfähig ist. Diese liegt seit mindestens einem halben Jahr vor. Während der CBF die geringe Kompromissbereitschaft der SQUADA-Projektleitung (Hochschule Darmstadt und Mobilitätsamt) kritisiert, scheitert aus Sicht der Rad- und Fußverkehrsverbände SQUADA vor allem am politischen Willen. Der Handlungsdruck durch Klimakrise und EU-Vorgaben wie Vision Zero, ist hoch und wird weiter steigen, die Kreuzung wird so oder so zukünftig umfangreich angepasst werden müssen. Die Chance, jetzt mögliche Verbesserungsoptionen zu testen, wird vertan. Angesichts klammer kommunaler Kassen eine Verzögerungstaktik zu fahren und damit zu riskieren, dass hohe Fördergelder verfallen, halten die Fuß- und Radverbände für verantwortungslos. Stephan Voeth (VCD Kreisverband Darmstadt-Dieburg e.V.) fasst für diese zusammen: „Hier ist klare Kante und politische Führung gefragt. Eine gute Gelegenheit für den neuen OB, Führungsstärke und Integrationsfähigkeit zu beweisen, möglichst viele BürgerInnen mitzunehmen und das bundesweit beachtete Leuchtturmprojekt SQUADA endlich umzusetzen. Für die Zukunftsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur der Stadt Darmstadt wäre viel gewonnen.“

Gemeinsam für SQUADA

Gemeinsame Presseerklärung des FUSS e.V. – Ortsgruppe Darmstadt, des ADFC Darmstadt-Dieburg, des VCD Kreisverband Darmstadt-Dieburg e.V. und des Radentscheids

„Gerade weil Interessenverbände des Fuß- und Radverkehrs rund um SQUADA in Detailfragen unterschiedliche Auffassungen vertreten – das berichtete zuletzt am 24.10.2023, begrüßen wir als Fachverband für den Fußverkehr das Forschungsprojekt ausdrücklich. Wir erhoffen uns tragfähige Erkenntnisse durch den Verkehrsversuch, insbesondere valide Daten zur sicheren und attraktiven Querung für den Fußverkehr“, sagt Katalin Saary vom FUSS e.V.

Sie spricht über SQUADA, die „geschützte Kreuzung“ Ecke Teichhaus- und Landgraf-Georg-Straße, die die Stadt gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt plant und sagt das auch in Richtung des Verkehrsdezernenten Paul Georg Wandrey, der als vermeintliche Ursache für den stockenden Projektverlauf fehlende Einigkeit und grundsätzliche Unstimmigkeiten zwischen den Fuß- und Radverkehrsverbänden genannt hatte.

Im Rahmen des vom Bund geförderten Modellprojektes soll die Übertragbarkeit eines in den Niederlanden häufig und erfolgreich eingesetzten Kreuzungsdesigns auf deutsche Verhältnisse erforscht werden.

Hintergrund: In der Vergangenheit wurden Kreuzungen in Deutschland vor allem autogerecht gebaut.

Die Bedürfnisse der schwächeren Verkehrsteilnehmenden – insbesondere von Kindern und Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, wurden dabei nur unzureichend berücksichtigt. „Solche Verkehrsteilnehmende sind aber deutlich schutzbedürftiger als der Autoverkehr und benötigen deshalb gerade im unfallträchtigen Kreuzungsbereich sichere Verkehrsräume.“ erläutert Florian Albert vom Radentscheid.
Die Stadtverordnetenversammlung hat daher neben anderen Maßnahmen 2020 beschlossen, die Kreuzung Landgraf-Georg-Str. Ecke Teichhausstraße in eine geschützte Kreuzung umzubauen. Im entsprechenden Beschluss (Vorlage-Nr. 2020/0184, Magistratsbeschluss-Nr. 197) heißt es dazu:

„Im Maßnahmenplan wurde hier verbindlich der Umbau des Knotens Landgraf-Georg-Straße/Pützerstraße/Teichhausstraße aufgenommen.“

Die Fuß- und Radverkehrsverbände sehen die Stadt in der Pflicht, das Projekt SQUADA nun endlich auf die Straße zu bringen und damit auch zu verhindern, dass bereits zugesagte Fördergelder des Bundes verfallen.

„Das Modellprojekt, da sind wir uns alle einig, wird uns wertvolle Antworten und Erkenntnisse liefern. Damit werden wir das grundsätzlich gute Design Schutzkreuzung an deutsche Verhältnisse anpassen und weiter optimieren“, so Klaus Görgen vom ADFC Darmstadt-Dieburg abschließend.

Risiko für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen durch parkende Kfz

Parkende Fahrzeuge in Grünflächen und entlang des Radwegs

DARMSTADT Radwege wie beispielsweise in der Rüdesheimer Straße oder auch im südlichen Donnersbergring weisen im aktuellen Zustand große Sicherheitsdefizite auf. Dort wird seit Jahren ein regelwidriges Parken im Grünstreifen geduldet und damit ein hohes Risiko für Radfahrende in Kauf genommen. Kinder sind auf diesen Strecken besonders gefährdet, da sie auf die Nutzung der Bordsteinradwege angewiesen sind und für sie die Fahrbahn keine Alternative ist.

Florian Albert vom Radentscheid Darmstadt gibt zu bedenken: „Weder zu den parkenden Kfz noch zur Fahrbahn hin sind vorgeschriebene Sicherheitsabstände vorhanden. Öffnet auf diesen Strecken ein Autofahrer unachtsam die Tür, sind Radfahrende gleich zweifach gefährdet. Auf der rechten Seite durch die sich öffnende Autotür (sogenanntes Dooring) und auf der linken Seite durch den Bordstein und den fließenden Verkehr.“ Die Unfallbilanz der Rüdesheimer Straße ist zudem besorgniserregend. So sind in den letzten drei Jahren drei Radfahrende durch Dooring-Unfälle zu Schaden gekommen.

Die Verkehrsforschung ist eindeutig: Diese Zustände sind aus Sicht der Verkehrssicherheit nicht hinnehmbar. Das Wohl der Verkehrsteilnehmer hat auch nach Straßenverkehrsordnung vor den Belangen des ruhenden Verkehrs Vorrang.

Der Radentscheid Darmstadt fordert die Stadt Darmstadt auf, den risikoreichen Zustand in der Rüdesheimer Straße, dem Donnersbergring und in Straßen mit ähnlichen Konstellationen zu beheben und illegales Parken von Kfz wirksam zu verhindern und/oder die von der Verkehrsforschung geforderten Maßnahmen unverzüglich umzusetzen, um weitere Unfälle zu verhindern.

Die Unfallforschung hat in einer Studie festgestellt, dass der sogenannte ruhende Verkehr ein hohes Risiko für Radfahrende ist. Bei jedem fünften innerörtlichen Unfall mit Personenschaden, mit Fuß- oder Radverkehrsbeteiligung, sind parkende Autos ursächlich. Dabei sind Unfälle durch Sichtbehinderungen, durch Ausparkvorgänge und durch unachtsam geöffnete Autotüren die häufigsten Unfallursachen. Gerade letztere Unfallkonstellation hat für Radfahrende meist schwere Verletzungen zur Folge. 2022 ist in Frankfurt eine Radfahrerin durch einen Dooringunfall ums Leben gekommen.

Timm Schwendy vom Radentscheid hierzu: „Die Verkehrsforschung fordert seit Jahrzehnten die Kommunen auf, diese bekannten Risiken durch Parkraumbewirtschaftungen, Markierungsmaßnahmen und bauliche Lösungen zu entschärfen. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) stellt fest, dass die Kommunen in dieser Hinsicht zu wenig tun, um das Unfallrisiko für Radfahrende zu verringern.“

Zur Verhinderung von Dooring-Unfällen ist zwischen Parkständen und Radwegen ein mindestens 75 cm breiter Sicherheitsabstand einzuhalten. Berücksichtigt man die Türlängen aktueller Fahrzeuge, ist dieses Maß für die Praxis meist zu gering.

Dieser Sicherheitsabstand wird in der Stadt Darmstadt auf 19 km aller Strecken mit baulichen oder markierten Radwegen unterschritten. Das entspricht 19,4 % aller Straßen mit Radverkehrsführungen (Streckenlänge: 98 km).

In einigen Fällen ist das Parken abweichend von den Regelwerken sogar angeordnet, entweder auf der rechten oder linken Seite des Radwegs. So z.B. in der Bismarckstraße, in der 2015 der markierte Angebotsstreifen mit zu geringem Sicherheitsabstand angeordnet wurde oder in der Berliner Allee, in der ohne Abstand links des Radwegs dauerhaft geparkt werden darf. In anderen Fällen wird ein regelwidriges Parken geduldet. In allen Konstellationen wird ein hohes Verletzungsrisiko für Radfahrende in Kauf genommen. Es besteht akuter Handlungsbedarf.

Umgestaltung Dieburger Straße ist Kompromiss

DARMSTADT Für den Radentscheid Darmstadt stellt die aktuelle Planung für die Dieburger Straße bereits einen Kompromiss dar. Für eine vorbildliche und sichere Führung des Radverkehrs wäre es erforderlich, dass alle Parkplätze entfallen oder auf dem umgeplanten Abschnitt Tempo 30 angeordnet wird.

In den letzten Tagen sorgt die Planung für eine Neuordnung der westlichen Dieburger Straße für Aufregung, weil dadurch ca. 50% der vorhandenen Parkplätze entfallen würden.

Die Dieburger Straße ist eine wichtige Fahrrad-Alltagsverbindung zwischen den östlichen Stadtteilen und dem Stadtzentrum, und eine wichtige Freizeit-Fahrradroute, welche Ziele wie das Gelände am Oberwaldhaus und die Grube Prinz von Hessen anbindet.

Die Stadt Darmstadt hat 2019 mit der Radstrategie beschlossen, alle Hauptstraßen mit einer Mindestausstattung an Radverkehrsanlagen zu versehen. Darüber hinaus will die Stadt ein Qualitätsnetz mit baulich getrennten Radwegen einrichten, auf denen auch Kinder, Senioren und Anfänger sicher Radfahren können. Die Anlage einer solchen, der Radstrategie der Stadt Darmstadt entsprechenden, Qualitätsroute auf der Dieburger Straße wäre möglich.

„Da Radfahrende momentan auf dem aktuellen Angebotsstreifen aufgrund der fehlenden Sicherheitstrennstreifen einem Unfallrisiko durch Dooring (Unfälle durch sich öffnende Autotüren) ausgesetzt sind, und der vorhandene Angebotsstreifen nach aktuellen Maßstäben unzulässig ist, akzeptieren wir die zur Diskussion stehende Planung als schmerzhaften Kompromiss“, erklärt Timm Schwendy von der Initiative Radentscheid.

Zukunftsweisend und den Klimazielen der Stadt Darmstadt entsprechend wäre eine baulich getrennte Radroute, die vor allem unsichereren Radfahrenden Sicherheit vermitteln würde. Auf Angebotsstreifen an Straßen, auf denen Tempo 50 gilt, fühlt sich die Mehrheit der Radfahrenden gefährdet. Daher werden diese Routen nur von erfahrenen Radfahrenden genutzt.

Darüber hinaus weist der Radentscheid darauf hin, dass bei der vorgeschlagenen Maßnahme immer noch risikoreiche Stellen bestehen bleiben werden. So ist die Sicht aus einigen Grundstückszufahrten nicht ausreichend, um herannahende Radfahrende bzw. Kfz zu sehen. Bis dicht an die Zufahrten heran geführte Parkplätze versperren die Sicht der Autofahrer*innen, die aus den Zufahrten auf die Fahrbahn einbiegen. Gemäß den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt) sind an Kreuzungen und Einmündungen in Abhängigkeit von der angeordneten Geschwindigkeit die Sichtfelder auf bevorrechtigte Fahrzeuge entsprechend freizuhalten. Bei den heute angeordneten 50 km/h werden die entsprechenden Sichtlängen an den Grundstückszufahrten nicht eingehalten.

Die vorgeschriebenen Sichtachsen reduzieren sich bei Tempo 30 um mehr als die Hälfte. Die Planung ist dahingehend zu überprüfen, ob ein allgemeines Tempolimit die Problemstellen entschärfen kann oder ob weitere Parkplätze aus Sicht der Verkehrssicherheit entfallen müssen.

Ein weiteres Problem der aktuellen Straßenraumaufteilung wird durch die geplante Neuaufteilung ebenfalls nicht gelöst. Die verbleibende Restfahrbahn für den Kfz-Verkehr ist mit 4,7 m bis 5,4 m immer noch so bemessen, dass Kfz beim Überholen von Radfahrenden nur dann den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5m einhalten können, wenn sie so weit in die Gegenfahrbahn ausweichen, dass ein Überholen bei gleichzeitigem Gegenverkehr praktisch ausgeschlossen ist. Weil die Markierungen ein Nebeneinander von “Radweg” und Fahrbahn suggerieren, wird In der Praxis dadurch häufig illegal, d.h. mit Unterschreiten des Sicherheitsmindestabstandes überholt. Auch hier würde ein Tempolimit von 30 km/h deutlich zur Entschärfung beitragen.

Fazit

Der Radentscheid Darmstadt akzeptiert die vorgeschlagene Planung, da sie die aktuell ungenügende Situation verbessert, unterstützt sie aber aus o.g. Gründen nicht. Um eine befriedigende bis gute Lösung zu erreichen, müssten deutlich mehr Parkplätze entfallen (Sichtlängen an Einmündungen / geschützte Führung). Der Radentscheid schlägt vor, die aktuelle Planung unverändert umzusetzen, und zusätzlich auf der Dieburger Strasse Tempo 30 anzuordnen. Hierdurch würden die o.g. Mängel der Planung ausgeglichen. Dies hätte auch den Vorteil, dass, ein Maximum an Parkplätzen für die Anwohner erhalten werden kann und gleichzeitig die Wohnsituation in der Dieburger Straße durch Minderung von Verkehrslärm und Emissionen verbessert wird.

Für Abstriche zu Lasten des Radverkehrs an der aktuellen Planung sieht der Radentscheid keinerlei Spielraum.


Sichtbeziehungen an Einmündungen und Zufahrten

Planungsausschnitt Stadt Darmstadt – Beispiel einer Einmündung mit der Straße Am Löwentor, mit dargestellter Sicht eines/r einbiegenden Autofahrer*in in die Dieburger Straße auf den bevorrechtigten Rad- und Autoverkehr

Planungsausschnitt Stadt Darmstadt – Beispiel einer Grundstückzufahrt, mit dargestellten mangelhaften Sichtbeziehungen.

Kidical Mass zum Weltkindertag

Die Kidical Mass rollt am Sonntag, 20. September 2020 zum Weltkindertag wieder durch Darmstadt. Die Fahrraddemonstration für die ganze Familie macht darauf aufmerksam, dass gerade Kinder sichere Radwege brauchen, um selbstständig an ihre Ziele wie Schule, Freunde und Freizeitveranstaltungen zu kommen.

„Wir treffen uns am Sonntag, 20. September ab 15:30 Uhr auf dem Karolinenplatz und starten gemeinsam um 16:00 Uhr. Die Polizei sichert die Fahrraddemostration ab, zusätzlich setzen wir Ordner_innen ein“, erklärt Ingo Sauer, der die Demonstration für die Initiative Radentscheid angemeldet hat und selbst Vater zweier Kinder ist.

Gemeinsamer Start vom Karolinenplatz. Treffpunkt. Sonntag, 15:30 Uhr. Abfahrt: 16:00 Uhr

Dieses Jahr ist die Kidical Mass zum Weltkindertag und im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche eine Aktion, die in ganz Deutschland und darüber hinaus parallel stattfinden wird. In 95 Städten rufen 155 Bündnispartner_innen zu 105 Demonstrationen auf. „Die breite des Bündnisses macht deutlich, wie dringend die Verkehrswende überall notwendig ist. Sichere Radwege helfen allen Menschen von A nach B zu kommen und sind gerade mit Blick auf die Klimaziele dringend notwendig“, ordnet David Grünewald, ein und Sauer fügt hinzu: „Mehr Freiräume zum Bewegen und Fahrradfahren haben in Corona-Zeiten eine noch höhere Bedeutung bekommen“.

Hygienekonzept

Auch für die Kidical Mass gelten die bekannten Infektionsschutzmaßnahmen des Robert-Koch-Instituts. Erwachsene sind aufgerufen, eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen. Das gilt auch für Kinder, sofern es ihnen altersbedingt schon möglich ist. Die Gruppe wird während der Fahrt Abstand zueinander einhalten und nur Familien, die auch sonst miteinander wohnen, können näher beieinander fahren. Desinfektionsmittel für Hände wird zu Verfügung gestellt. Es ist aber ratsam, eine Reisegröße für den persönlichen Gebrauch zu nutzen.

Frühere Fahrt der Kidical Mass, hier über die Frankfurter Straße

Darmstadt als Vorreiterin

Sowohl die Kidical Mass als auch die Radentscheid-Bewegung nahm ihren Ausgangspunkt mit in Darmstadt. Im Jahr 2018 war Darmstadt nach Bamberg und Berlin die dritte Stadt bundesweit, in der Unterschriften für einen Radentscheid gesammelt wurden. Die ersten Veranstaltungen unter dem Namen Kidical Mass wurden 2017 und 2018 in Berlin, Darmstadt, Stuttgart und Köln organisiert. Mittlerweile ist die Bewegung kräftig gewachsen und es werden Radentscheide in 39 Orten organisiert, die bis August 2020 gemeinsam über 746.675 Unterschriften gesammelt haben.

Hintergrundinformationen

  • 85 Prozent der Befragten in den Großstädten und 74 Prozent insgesamt würden Kinder nur mit schlechtem Gefühl allein Fahrradfahren lassen (ADFC-Fahrradklima-Test 2018)[1].
  • Dahingegen wünschen sich 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine bessere Erreichbarkeit für Orte zum Draußenspielen, u.a. durch sichere Radwege (Deutsches Kinderhilfswerk, Kinderreport 2020,)[2].
  • Am sichersten fühlen sich (selbst) Erwachsene, wenn Rad- und Autoverkehr baulich voneinander getrennt sind (Der Tagesspiegel, Straßencheck 2020)[3].

[1] ADFC Bundesverband e.V.: Dossier zum Fahrradklima-Test 2018: https://www.adfc.de/dossier/dossier-zum-fahrradklima-test-2018/, Abruf 12.08.2020

[2] Deutsches Kinderhilfswerk: Kinderreport Deutschland 2020, S. 25: https://www.dkhw.de/schwerpunkte/kinderrechte/kinderreport-2020-die-bedeutung-des-draussenspielens-fuer-kinder/; Abruf 12.08.2020

[3] Der Tagesspiegel: Straßencheck 2020: Solche Straßen will Berlin, 06.07.2020: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/strassencheck-ergbnisse-diese-strassen-will-berlin/; Abruf 12.08.2020

Weitere Informationen zur bundesweite Aktion unter: kinderaufsrad.org

Forderungen von Klimaentscheid und Radentscheid miteinander vereinbar

DARMSTADT In einer gemeinsamen Pressemitteilung der grün-schwarzen-Koalition der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung wird behauptet, dass die Klimaentscheid-Forderung einer Umgestaltung von Hauptverkehrs- und Nebenstraßen gegen die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen Stadt Darmstadt und der Initiative Radentscheid stehe.

Diese Behauptung ist falsch, das Gegenteil ist der Fall. Die Umgestaltung der Hauptverkehrsadern ist mit dem Ziel B2 und die der Nebenstraßen mit Ziel B5 sogar expliziter Teil der Radstrategie. „Die Ziele aus dem Mobilitätsbereich sind sehr gut mit den bisherigen Verhandlungsergebnissen vereinbar und würden die Ziele der Radstrategie und der Leitlinien Nahmobilität weiter stärken“, erläutert David Grünewald vom Radentscheid Darmstadt. „Einige der Ziele des Klimaentscheides mögen für die Stadtregierung zeitlich zu ambitioniert sein, inhaltlich finden diese unsere volle Unterstützung. Der Radentscheid steht den Zielen des Klimaentscheids nicht im Weg!“

Die Mitglieder des Radentscheids zeigen Unverständnis über den plumpen Versuch, die beiden Bürgerbegehren gegeneinander auszuspielen.

„Die Pressemitteilung der Regierungskoalition lässt auf Unkenntnis der Radstrategie und der Verhandlungsergebnisse des Radentscheids schließen. Wir hoffen, dass sich die Koalition mit den weiteren Themengebieten eingehender befasst hat als mit den Mobilitätszielen des Klimaentscheids“, so David Grünewald abschließend.

Zusatzinfos

Auszüge aus der städtischen Radstrategie

  • B2. Qualitätsoffensive Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen: Alle Hauptverkehrsstraßen werden nach Möglichkeit ERA-Konform gemäß B1 mit Radverkehrsanlagen ausgestattet. Darüber hinaus setzt die Wissenschaftsstadt Darmstadt auf die Entwicklung eines Qualitäts-Radnetzes. Im Qualitätsnetz sollen Radfahrende entlang von Hauptverkehrsstraßen auf eigenen Radverkehrsanlagen baulich getrennt vom Kfz-Verkehr und vom Fußverkehr geführt werden. Die Radverkehrsanlagen sollen so ausgestaltet sein, dass komfortabel überholt werden kann (Regelbreite bei Einrichtungsverkehr 2,30 Meter laut ERA 2010) und missbräuchliches Befahren und Halten durch Kfz-Verkehr verhindert wird.
  • B5. Qualitätsoffensive Nebennetz / Fahrradstraßen: Die Wissenschaftsstadt Darmstadt überarbeitet das bestehende Konzept „Fahrradstraßen“ und schreibt es fort. Fahrradstraßen sollen ein positiver Beitrag für eine einladende Infrastruktur sein. Mit einer durchgehenden Fahrgassenbreite von 4 Metern sollen ein gesichertes Vorbeifahren am parkenden Kfz-Verkehr und ein komfortables Nebeneinanderfahren möglich sein. Auch im übrigen Nebennetz soll die Verbesserung des Radverkehrs gemäß den Regelwerken angewendet werden. Dies betrifft Punkte wie Querungshilfen, modale Filter, Sichtbeziehungen an den Knotenpunkten oder ausreichende Sicherheitsabstände zum parkenden Kfz-Verkehr (Autotürbreite).

Radentscheid, KlimaEntscheid, ADFC und VCD Darmstadt-Dieburg sowie Fridays for Future begrüßen Verkehrsversuche / Demo auf der Kasinostraße am Montag, 10. August ab 17:00 Uhr

DARMSTADT Die Bürgerinitiativen Radentscheid und KlimaEntscheid Darmstadt, Fridays for Future sowie der ADFC und VCD Darmstadt-Dieburg loben die ambitionierten Pläne der Wissenschaftsstadt zum zügigen Ausbau des Radverkehrsnetz in Darmstadt. „Die Pop-up-Radwege schließen gefährliche Lücken im Netz und sorgen so für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden“, lobt David Grünewald vom Radenscheid.

In der Zeughausstraße (Cityring) wird 2020 ein allgemeiner Fahrstreifen in einen Radfahrstreifen umgewandelt. Das gleiche gilt im Kreuzungsbereich Bleichstraße/Steubenplatz, auf der Neckarstraße und Heidelberger Straße (ab Heinrichstraße Richtung Norden), der Eschollbrücker Straße und in der Fahrtrichtung Süden im Kreuzungsbereich Roßdörfer Platz wo ein Fahrstreifen dem Radverkehr zugeschlagen wird. Die Maßnahmen werden kurzfristig als Verkehrsversuch mit gelbem Baustellenmarkierungen umgesetzt. Am Ende des Versuchs werden weiße Dauermarkierungen aufgebracht.

„Der ADFC Darmstadt-Dieburg freut sich, dass die Stadt Darmstadt dem Beispiel zahlreicher Städte folgt und zusätzliche Verkehrsflächen für den Radverkehr zur Verfügung stellt. Wie bei unser Aktion Abstand halten beim Überholen von Radfahrer*innen der sich nach Darmstadt und Roßdorf immer mehr Städte und Gemeinden im Landkreis Darmstadt-Dieburg anschließen, bauen wir auf die Rücksicht der motorisierten Verkehrsteilnehmer. Die Sicherheit und das Leben von Radfahrer*innen muss gelegentliche Verzögerungen im Verkehrsablauf wert sein“, erklärt Klaus Görgen vom ADFC Darmstadt-Dieburg.

„Mit den neuen Verkehrsversuchen zeigt die Stadt außerdem, dass sichere Radwege ganz schnell und unkompliziert eingerichtet werden können“, fügt Heike Böhler vom Klimaentscheid hinzu. „Dieses Mittel können wir nun auch in Zukunft nutzen, zum Beispiel, um einen sicheren Radweg in der Kasinostraße zu testen. Durch die Testphase kann viel Planungszeit gespart und neue Maßnahmen direkt im Praxistest verbessert werden.“ Die Kasinostraße verfügt im fraglichen Abschnitt über einen rund 70 cm breiten Streifen für den Radverkehr und in Gegenrichtung über einen gemeinsamen Geh- und Radweg als enge Konfliktfläche.

Mahnwache für getöteten Radfahrer an Kreuzung Frankfurter Straße/Kasinostraße: Donnerstag, 4. Juni 2020, 18:00 Uhr

DARMSTADT Am Freitag, 8. Mai 2020 ist ein Radfahrer auf der Kreuzung Frankfurter Straße/Kasinostraße von einer Straßenbahn erfasst und zu Fall gebracht worden. An seinen schweren Verletzungen ist der Radfahrer zwischenzeitlich verstorben.

Die Bürgerinitiative Radentscheid Darmstadt lädt zu einer Mahnwache am Donnerstag, 4. Juni 2020 ab 18:00 Uhr an der Unfallstelle in der Kreuzung Frankfurter Straße/Kasinostraße ein.

An der Unfallstelle wird ein Ghostbike aufgestellt. Das weiß lackierte Fahrrad wird im Gedenken an den Verstorbenen aufgestellt und soll als Mahnung für alle Verkehrsteilnehmenden dienen, mit ständiger Vorsicht und gegenseitiger Rücksicht am Straßenverkehr teilzunehmen.

Ghostbike in der Heidelberger Landstraße (2018)
Ghostbike in der Kirchstraße am Cityring (2019)

Medienberichte

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