Radentscheid demonstriert für sichere Radwege in der Pandemie und für die Zeit danach

DARMSTADT Die Initiative Radentscheid Darmstadt demonstriert am Dienstag, 28. April 2020 von 17:00 bis 18:00 Uhr in Darmstadt auf der B26 im Bereich Friedensplatz für geschützte Radwege in der Zeit der Pandemie und danach. Dabei wird der rechte Fahrstreifen in einen Radweg umgewandelt und mit Baustellenmaterial vom restlichen Kraftverkehr sicher abgetrennt.

„Aktuell lässt sich der Abstand von 1,5 m zu anderen Verkehrsteilnehmenden an vielen Stellen der Stadt nicht sicher einhalten“, erläutert David Grünewald vom Radentscheid und führt weiter aus: „Zum Schutz vor Infektionen, aber auch zum sicheren Überholen brauchen Fuß- und Radverkehr mehr Platz. Darmstadt muss dem Vorbild Berlins und vieler internationaler Städte folgen.“

Vorbild Berlin

In Berlin wird derzeit auf zahlreichen Strecken jeweils der rechte Fahrstreifen dem Radverkehr zugeschlagen. Der Berliner Senat hat dazu einen StVO-konformen Leitfaden für die Verwaltung herausgegeben, dessen Regelpläne sich bundesweit, also auch in Darmstadt, 1:1 anwenden lassen. Dort kommen die aus Baustellen bekannten Leitbaken und gelbe Markierungen zum Einsatz. Berlin hat bereits zahlreiche Hauptstraßen umgestaltet, Darmstadt noch nicht einmal mit den Planungen begonnen.

Darmstadt ohne Corna-Konzept

Der Magistrat konnte bisher kein Konzept vorlegen, wie der Abstand zwischen den Verkehrsteilnehmenden sichergestellt werden soll. Wo Radwege eng am Fußverkehr entlang führen oder so schmal sind, dass einander nicht sicher überholt werden kann, wird der Sicherheitsabstand unterschritten. Dieser ist sowohl gegen Unfälle als auch Infektionen wichtig.

Schon 2019 hat die Stadtspitze versprochen, einen Fahrstreifen auf dem Cityring in einen sicheren Radweg umzuwandeln. Bisher liegen Seitens der Stadt allerdings keine Baupläne vor. „Wir können nicht mehr ewig warten, sondern müssen zügig mit einer temporären Lösung starten“, so Grünewald und erklärt: „Durch das Berliner System wird die Planung enorm beschleunigt und die Wirksamkeit der Maßnahmen sofort messbar. Während der Testphase können Erfahrungen gesammelt und in die endgültige Planung eingearbeitet werden.“ Der Berliner Leitfaden liegt dem Mobilitätsamt in Darmstadt ebenfalls vor. Der Radentscheid hat darüber hinaus auch schon vor über einem Jahr Visualisierungen für eine dauerhafte Lösung nach einem vollständigen Umbau veröffentlicht, auf die die Stadt jederzeit aufbauen kann.

Visualisierung des Cityrings nach Umbauplänen des Radentscheids. Montage: Florian Albert

Breite und sichere Radwege sind wichtig, um die Unfallzahlen so gering wie möglich zu halten und den Abstand zu anderen Radfahrenden Personen einzuhalten, damit das Gesundheitssystem seine Kapazitäten in die Behandlung von Patienten mit Covid-19 und anderen akuten Erkrankungen investieren kann.

Handlungsbedarf in der ganzen Stadt

Handlungsbedarf besteht nicht nur auf dem Cityring (Straßenzug Kirchstraße – Holzstraße – Schlossgraben – Karolinenplatz – Friedensplatz – Mathildenplatz). Es soll nach Vorschlag der Initiative, je ein rechter Fahrstreifen des Cityrings, der Kasinostraße, der Frankfurter Straße (ab Kreuzung Kasinostraße Richtung Norden), der Rheinstraße (ab Kreuzung Neckarstraße Richtung Westen), der Hindenburgstraße, der Straße Am Alten Bahnhof und der Landgraf-Georg-Str (von Schloss bis Jugendstilbad). sofort temporär in einen Radfahrstreifen umgewidmet werden.

Auch Frankreich reagiert

Berlin genießt mit dem neuen Vorgehen internationales Ansehen und zahlreiche Nachahmer. 116 französische Städte haben angekündigt in der Coronakrise neue Radverkehrsführungen zu schaffen. Allein in Paris entstehen 650 km neue Radwege.

Verweise:

Hinweis für Pressevertreter*innen 

Pressevertreter*innen sind herzlich eingeladen, den Aufbau des temporären Radwegs und die Wirkung vor Ort zu begleiten. Zum wechselseitigen Schutz aller Beteiligten wird um das Tragen einer Gesichtsmaske während der gesamten Veranstaltung gebeten. Radio- und Fernsehteams werden gebeten, den Mikrofon-Windschutz mit Folie abzudecken und eine Tonangel zu verwenden. 

Händedesinfektion und einfache Masken stehen in geringerer Zahl auch durch den Radentscheid zu Verfügung.