…auch eine Verkehrswendewahl – wen würde der Radentscheid wählen?

Als Initiative werden und wurden wir bereits mehrfach gefragt, welche Empfehlung wir für die Wahl zur Oberbürgermeister:in am kommenden Sonntag abgeben wollen.

Als überparteiliche Initiative haben wir bisher auf eine Aussage verzichtet, da wir jedoch immer wieder mit teils verwunderlichen Äußerungen konfrontiert werden, haben wir uns dazu entschieden, nun doch eine Einschätzung abzugeben. Wir wollen keine:n Kandidat:in empfehlen, dennoch ergibt sich aus unserer Einschätzung vermutlich ein recht eindeutiges Bild.

Vorbemerkung

Im Gegensatz zur Wahl zur Stadtverordenetenversammlung handelt es sich um eine Personenwahl die nur eine Person gewinnen kann. Nach Einschätzung des Radentscheides ist es damit nicht sinnvoll, eine Kandidat:in zu wählen die ohnehin keine Chancen hat in die Stichwahl zu kommen. Im Zweifel kann dies dazu führen, dass sich Stimmen für eine progressive Verkehrspolitik auf verschiedene Kandidat:innen aufteilen und diese dadurch nicht alle in eine Stichwahl kommen. Wir plädieren daher dafür, nur Kandidat:innen zu wählen, die tatsächlich eine gute Chance haben, es in die Stichwahl zu schaffen.

Hier wollen wir bspw. auf Uli Franke verweisen, der, nach eigener Aussage, auf ein Ergebnis über 5% hofft und damit selber nicht davon ausgeht, in eine Stichwahl zu gelangen.

Nach unserer Ansicht haben lediglich die Kandidat:innen Paul Georg Wandrey (CDU), Michael Kolmer (Grüne), Hanno Benz (SPD) und ggf. auch Kerstin Lau (Uffbasse) eine Chance auf die Stichwahl.

Wir werden uns daher in der Betrachtung nur an diesen vier Kandidat:innen orientieren, wenn auch es weitere Personen gibt, die sich für eine Verkehrswende einsetzen. Diesen bzw. ihren Parteien kann bei der Verhältniswahl zur Stadtverordnetenversammlung aus unserer Sicht besser eine Stimme verliehen werden.


Zur Bewertung der einzelnen Kandidat:innen:

Paul Georg Wandrey (CDU)

Er ist vermutlich der progressivste CDU Politiker im Verkehrsbereich, den wir kennen. Aber auch ein progressiver CDU Politiker ist konservativ, autofixiert und tritt praktisch nicht für die Rechte von Rad- und Fußverkehr ein.

Nicht nur ist er mit seiner CDU ein starker Verhinderer von Radverkehrsprojekten. Als Ordnungsdezernent ist er persönlich für den laschen Umgang des Ordnungsamtes mit falsch parkenden Fahrzeugen und den damit einhergehenden Gefährdungen und Behinderungen im gesamten Stadtgebiet verantwortlich. Oftmals wird das Ordnungsamt erst aktiv, wenn es bereits zu spät ist und Unfälle oder Behinderungen der Feuerwehr stattgefunden haben. Herr Wandrey könnte durch die Umsetzung geltenden Rechts bereits heute einen erheblichen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Stattdessen scheint er die Duldung von Ordnungswidrigkeiten zum Wohle einzelner Wähler:innen über seine Dienstpflichten zu stellen.

Michael Kolmer (Grüne)

Ist bereits seit einiger Zeit Verkehrsdezernent in Darmstadt. In der Zwischenzeit hat sich zwar etwas für den Rad- und Fußverkehr getan, die Geschwindigkeit der Projekte lässt aber stark zu wünschen übrig. Herr Kolmer betont in Reden und Gesprächen immer wieder den eigenen Willen zu einer Verkehrswende, in der Praxis verzögern sich die Projekte jedoch sehr, was mitunter aber auch am politischen Gegenwind der Koalitionspartner hängen mag. Das Wahlkampfversprechen, das 4×4 Programm zu verstetigen und nicht in diesem Jahr auslaufen zu lassen, macht Hoffnung. Auch glauben wir Herrn Kolmer, dass er persönlich hinter den bisherigen Projekten für den Rad- und Fußverkehr steht, auch wenn wir an der ein oder anderen Stelle andere Prioritäten und Dringlichkeiten sehen.

Hanno Benz (SPD)

Wir können Herrn Benz nicht wirklich einschätzen. In der Öffentlichkeit ist er zum Thema Verkehr bisher nur selten in Erscheinung getreten. Anlässlich diverser Podiumsdiskussionen ist Benz vor allem mit starker Kritik an den bisherigen Radverkehrsmaßnahmen aufgefallen, ohne eigene Konzepte und Ideen zu skizzieren. Sein Wahlprogramm halten wir an diesen Punkten nicht für überzeugend.

Er ist Kandidat der SPD in Darmstadt, die bisher nicht für eine gute Fuß- und Radverkehrsentwicklung steht. Entgegen demographischer Daten wird von dieser, statt einer Politik für kostengünstige Verkehrsmittel zu betreiben, oftmals das Auto hofiert und damit den, oft vorgeschobenen, finanziell schlechter gestellten Menschen kein Gefallen getan.

Wir stimmen mit der SPD überein, dass eine Verkehrswende sozial gerecht stattfinden muss. Die SPD in Darmstadt nimmt dies aber bisher vornehmlich als Argument, um die Verkehrswende zu verzögern.

Kerstin Lau (Uffbasse)

Wir wissen mittlerweile nicht mehr, ob Frau Lau für oder gegen die Verkehrswende ist. Den Wahlkampf hat sie ohne erkennbare Linie gemeistert. Auf Veranstaltungen mit eher progressivem Publikum hat sie ihren Hang zum Rad bekräftigt. Auf Veranstaltungen mit autoaffinem Publikum dann aber pauschal über Radverkehr hergezogen und Projekte kritisiert, die sie autofreundlicher bauen würde, obwohl diese bereits nach heutigen Regelwerken unzulässig sind, da sie eine erhebliche Gefährdung für Rad- und Fußverkehr darstellen.

Eine solche Taktik mag bei den einzelnen Veranstaltungen funktionieren, wer jedoch mehrere Veranstaltungen besucht, mag sich wundern, was Frau Lau im Wahlkampf noch so alles verspricht.

Wir messen aber lieber an bisherigen Taten, statt an Wahlkampfversprechen. So hat Frau Lau im vergangenen Jahr das Ordnungsamt in einer Stadtverordnetenversammlung als „Auto-Stasi“ bezeichnet. Denn das Amt hatte, nachdem es zu Behinderungen bei einem Feuerwehreinsatz kam, in einer Straße, nach einer zusätzlichen Vorwarnung, Strafzettel an behindernd geparkten Fahrzeugen verteilt.

Für Sicherheit und Gefahrenverhütung zu sorgen, sind die obersten und wichtigsten Aufgaben des Amtes. Wer die Umsetzung dieser Aufgabe dermaßen geschichtsrevisionistisch mit der Stasi vergleicht, kann nach unserer Ansicht kein öffentliches Amt bekleiden, erst recht nicht das höchste der Stadt. Für uns ist unverständlich, wie Frau Lau nach diesen Äußerungen noch von Uffbasse nominiert werden konnte.


Wir hoffen, mit diesen Einschätzungen unentschlossenen Menschen, denen das Thema Verkehr am Herzen liegt, noch etwas bei der Wahlentscheidung helfen zu können.

Demo zu Popup-Radwegen: Kasinostraße

🕔 Heute, 17 Uhr
⤴️ Kasinostraße, zwischen Pallaswiesenstraße und Frankfurter Straße

VCD, ADFC, Radentscheid, KlimaEntscheid und Fridays for Future veranstalten heute eine Fahrraddemo zu Pop-Up-Radwegen und den neuen Entwicklungen dazu

Komm vorbei, bitte trage eine Mund-Nase-Bedeckung und bring dein Fahrrad mit!

Demonstration für Popup-Radwege in der Kasinostraße, zwischen Frankfurter Straße und Pallaswiesenstraße: Montag, 10. August 2020, 17:00 Uhr

DARMSTADT Am Montag, 10. August 2020 demonstrieren die Verkehrsinitiativen ab 17:00 Uhr auf der Kasinostraße im Abschnitt zwischen Pallaswiesenstraße und Frankfurter Straße für einen geschützten Radweg. Dazu trennen die Aktiven je einen Fahrstreifen mittels Leitkegeln vom übrigen Verkehr ab.

„Auch die Frankfurter Straße und Kasinostraße brauchen geschützte Radwege für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr. Mit der Demonstration zeigen wir, wie diese aussehen können und wie wichtig sie für die Verkeheswende sind“, so David Grünewald vom Radentscheid Darmstadt. „Jede*r Radfahrende auf den Straßen Darmstadts ist ein*e Parkplatzsuchende*r weniger in der Stadt“, betont Sabine Crook vom VCD-Darmstadt und führt weiter aus. „Autofahrende sollten Menschen auf dem Rad nicht als Gegner sehen, sondern viel mehr als Entlastung sowohl auf der Fahrbahn, als auch bei den begrenzten Parkplätzen in der Stadt”. Durch die nun entstehenden Pop-Up-Radwege trauen sich mehr Menschen aufs Rad und entlasten somit die Autofahrenden, die wirklich aufs Auto angewiesen sind.

Auch „Fridays for Future“ begrüßt die Aktion: „Wir haben uns schon zu Beginn der Pandemie den Forderungen nach Pop-Up-Radwegen angeschlossen. Wir sehen große Vorteile: Die zusätzlichen, breiteren Randstreifen bieten Sicherheit vor Infektionen und Unfällen. Außerdem sind sie ein erster Schritt Richtung Verkehrswende – ein notwendiger Baustein zur Bekämpfung der Klimakrise”, sagt Silas Bug.

Mahnwache für getöteten Radfahrer

Am Donnerstag, 4. Oktober ist ein Radfahrer in der Heidelberger Landstraße von einem PKW erfasst und zu Fall gebracht worden. An den schweren Verletzungen ist der Radfahrer zwischenzeitlich verstorben.

Die Bürgerinitiative Radentscheid Darmstadt lädt zu einer Mahnwache am Freitag, 19. Oktober 2018 ab 18:00 Uhr an der Unfallstelle in der Heidelberger Landstraße/Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße ein. Eine gemeinsame Anfahrt per Fahrrad startet um 17:30 Uhr auf dem Karolinenplatz.

Der Zweirichtungsradweg wird an der Unfallstelle hinter den Straßenbahngleisen parallel zur Fahrbahn der Heidelberger Landstraße geführt. In der komplexen Kreuzungssituation ist es für alle Verkehrsteilnehmenden schwierig, einander rechtzeitig zu erkennen.

An der Unfallstelle wird ein Ghostbike aufgestellt. Das weiß lackierte Fahrrad wird im Gedenken an den Verstorbenen aufgestellt und soll als Mahnung für alle Verkehrsteilnehmenden dienen, mit ständiger Rücksicht am Straßenverkehr teilzunehmen.

Neue Aufstellflächen / Haltlinen an vier Kreuzungen in Darmstadt

Fast ein Jahr ist nach den Unfällen in der Bismarckstraße vergangen und sicher sind noch nicht alle Wunden der Hinterbliebenen verheilt, wenn sie das denn je können.

Zwei Radfahrende wurden innerhalb weniger Tage an den Knotenpunkten Bismarckstraße/Kasinostraße und Bismarckstraße/Grafenstraße jeweils von einem LKW, der rechts abbog, tödlich überrollt.

Jetzt hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt nach wiederholten Druck von unserer Seite und dem StaVO-Beschluss SV-2017/0092, an dem wir mitgeschrieben haben, eine Ankündigung veröffentlicht: Zunächst vier Kreuzungen sollen durch geänderte Haltlinien-Anordnung Radfahrende besser berücksichtigen.

Wir werden die Planungen, soweit uns das ermöglicht wird, kritisch-konstruktiv begleiten und hoffen, dass die Gefahrensituation zwischen Rechtsabbieger-LKW- und Radverkehr nun endlich entschärft wird. Wir werden den Druck weiter aufrecht erhalten, dass alle Kreuzungen neu markiert werden, die sich für diese Maßnahme eignen.

Die Knotenpunkte sind:

Was kann ich tun?

Wenn du uns auf diesem Weg unterstützen möchtest, kannst du wie immer mit einer Spende helfen.

Wozu braucht der Radentscheid Geld?

Nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 30. August soll es keinen Bürgerentscheid geben. Gegen diesen Beschluss wollen wir Klage erheben und das kostet eine Menge Geld, selbst wenn wir die Klage gewinnen. Wir wollen den leider notwendigen Druck aufbauen, damit auch größere Umbauten stattfinden, wie wir in unserem Ziel 3 fordern.

Vorgezogene Haltlinen und aufgeweitete Radaufstellstreifen sind sind taugliche und schnelle Zwischenlösungen, die jederzeit markiert werden können, noch mehr Sicherheit bringen Umbauten nach dem niederländischen Vorbild.

Jetzt spenden

Ist der Radentscheid gescheitert?

Nein!

Wir gehen gegen den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung gerichtlich vor.

Unabhängig von der rein rechtlichen Bewertung hat die Ankündigung einer kräftigen Zusatzinvestition in den Radverkehr gezeigt, dass sich die politischen Verhältnisse bereits verschoben haben. Sollten die Verhandlungen über die inhaltlichen Ziele nicht zu einem Konsens zwischen Stadt und Radentscheid und selbst die Klage nicht zum Erfolg führen, können die Unterschriften auch erneut gesammelt werden, um alle Ziele durchzusetzen.

Wie geht es weiter?

Am Freitag, 17. August 2018 haben wir unabhängig von der Frage der Zulässigkeit begonnen, mit der Stadt Darmstadt über die Umsetzung unserer Ziele zu verhandeln. Erste Ergebnisse sind:

  1. Beide Seiten erachten es als sinnvoll, nach der Auftaktsitzung gemeinsam weitere Verhandlungen zu führen.
  2. Gemeinsames Ziel ist eine fahrradfreundliche Stadt, die mit einer einladenden Infrastruktur Menschen, die bislang nicht mit dem Rad fahren, zum Radfahren bewegen kann.
  3. Konkrete Ergebnisse der Verhandlungen sollen bis zum Jahresende vorliegen.
  4. Die nächste Sitzung findet am 25. September statt.
  5. Es werden Arbeitsgruppen gebildet, die zu den Themen „Strategie“, „Radnetz“ und „Sofortmaßnahmen“ beraten und die vor dem 25. September erstmals zusammen kommen sollen

Was ist bisher passiert?

Wir haben zum Initiieren eines Bürgerentscheids nach § 8b der Hessischen Gemeindeordnung von Februar bis Mai 2018 deutlich über 11.200 Unterschriften gesammelt und bei der Stadt Darmstadt eingereicht.

In dieser Zeit haben wir alle Interessierten in persönlicher Ansprache auf der Straße und mit zahlreichen Medienberichten über unser Vorhaben informiert. Wir haben Kontakte zu anderen Initiativen geknüpft und alle demokratischen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung, die uns eingeladen haben, in persönlichen Besuchen über die Ziele des Radentscheids aufgeklärt.

Es gibt einen Beschluss des Magistrats der Stadt Darmstadt, den die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen von Bündnis’90/Die Grünen, CDU und SPD am 30. August 2018 bestätigt hat.

Der Magistrat hat den Stadtverordneten empfohlen, die Zulässigkeit wegen angeblicher Mängel in der Kostenschätzung nicht zu beschließen. Die Zulässigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass der eigentliche Bürgerentscheid stattfinden kann.

Im Gegenzug wurde eine zusätzliche Investition von 4 Mio. € pro Jahr in die Radverkehrsinfrastruktur mit einer Laufzeit von mindestens vier Jahren (also 16 Mio. €) und die Anstellung vier weiterer Radverkehrsplaner*innen beschlossen. Oberbürgermeister und Verkehrsdezernentin wurden beauftragt, die Umsetzung der 7 Ziele des Bürgerbegehrens mit den Vertrauenspersonen des Radentscheids unter Mediation durch den ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork zu verhandeln.

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